Die Weihnachtszeit ist eine besinnliche Zeit. Eine Zeit, in der man zur Ruhe kommt und sich den einen oder anderen Moment nimmt, um sich mit Weihnachtsgedichten zu beschäftigen.Hier finden Sie neben traditionellen Weihnachtsklassikern auch außergewöhnliche Schätze!
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Zwar ist das Jahr an Festen reich,
Doch ist kein Fest dem Feste gleich,
Worauf wir Kinder Jahr aus Jahr ein
Stets harren in süßer Lust und Pein.
O schöne, herrliche Weihnachtszeit,
Was bringst du Lust und Fröhlichkeit!
Wenn der heilige Christ in jedem Haus
Teilt seine lieben Gaben aus.
Und ist das Häuschen noch so klein,
So kommt der heilige Christ hinein,
Und Alle sind ihm lieb wie die Seinen,
Die Armen und Reichen, die Großen und Kleinen.
Der heilige Christ an Alle denkt,
Ein Jedes wird von ihm beschenkt.
Drum lasst uns freu'n und dankbar sein!
Er denkt auch unser, mein und dein.
Robert Eduard Prutz
Heil’ge Nacht, mit tausend Kerzen
steigst du feierlich herauf,
o, so geh’ in unsern Herzen,
Stern des Lebens, geh’ uns auf!
Anna Ritter
Wo die Zweige am dichtesten hangen,
die Wege am tiefsten verschneit,
da ist um die Dämmerzeit
im Walde das Christkind gegangen.
Es mußte sich wacker plagen,
denn einen riesigen Sack
hat's meilenweit huckepack
auf den schmächtigen Schultern getragen.
Zwei spielende Häschen saßen
geduckt am schneeigen Rain.
Die traf solch blendender Schein,
daß sie das Spielen vergaßen.
Doch das Eichhorn hob schnuppernd die Ohren
und suchte die halbe Nacht,
ob das Christkind von all seiner Pracht
nicht ein einziges Nüßchen verloren.
Johann Wolfgang von Goethe
Der Winter ist den Kindern hold,
Die jüngsten sind’s gewohnt.
Ein Engel kommt, die Flüglein Gold,
Der guten Kindern lohnt.
Albrecht Graf von Wickenburg
Die bunten Kerzen flimmern
am grünen Weihnachtsbaum,
das ist ein Glitzern, Schimmern,
wie holder Märchentraum!
Lass deine Blicke schweifen
zum Tisch, von Gaben schwer,
Du darfst nach allem greifen,
was immer dein Begehr!
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Morgen kommt der Weihnachtsmann,
Kommt mit seinen Gaben.
Trommel, Pfeife und Gewehr,
Fahn und Säbel und noch mehr,
Ja ein ganzes Kriegesheer,
Möcht' ich gerne haben.
Bring' uns, lieber Weihnachtsmann,
Bring' auch morgen, bringe,
Musketier und Grenadier,
Zottelbär und Panthertier,
Ross und Esel, Schaf und Stier,
Lauter schöne Dinge.
Doch du weißt ja unsern Wunsch,
Kennest unsere Herzen.
Kinder, Vater und Mama,
Auch sogar der Großpapa,
Alle, alle sind wir da,
Warten dein mit Schmerzen.
Friedrich Wilhelm Kritzinger
Die Blumen sind verblüht im Tal, die Vöglein heimgezogen;
Der Himmel schwebt so grau und fahl, es brausen kalte Wogen.
Und doch nicht Leid im Herzen brennt: Es ist Advent!
Es zieht ein Hoffen durch die Welt, ein starkes, frohes Hoffen;
das schließet auf der Armen Zelt und macht Paläste offen;
das kleinste Kind die Ursach kennt: Es ist Advent!
Advent, Advent, du Lerchensang von Weihnachtsfrühlingstunde!
Advent, Advent, du Glockenklang vom neuen Gnadenbunde!
Du Morgenstrahl von Gott gesandt! Es ist Advent!
Weihnachtsgedichte ... "Wenn es draußen kalt und nass ist, gibt es nichts Schöneres, als es sich drinnen gemütlich zu machen und zu wissen, dass man heute zum Glück nicht mehr raus muss. Stattdessen kuschelt man sich auf der Couch in eine dicke Decke einen, trinkt einen leckeren Tee oder eine heiße Schokolade und liest dabei ein gutes Buch oder ein paar schöne Gedichte. Und was passt in der dunklen Jahreszeit besser als Weihnachtsgedichte? Sie gehören in die Adventszeit wie der Adventskranz, Plätzchen und Weihnachtsmärkte. Ohne Gedichte fehlt etwas und die meisten Weihnachtsgedichte kann man immer und immer wieder lesen, weil sie so schön sind. Wer trotzdem auf der Suche nach neuen Gedichten ist, die er noch nicht kennt, ist hier genau richtig. Wir haben die schönsten Weihnachtsgedichte für Sie zusammengetragen, die Sie entweder für sich selbst genießen oder an Freunde und Verwandte weiterschicken können."
Angelus Silesius
Du sprichst, das Große kann nicht
in dem Kleinen sein,
den Himmel schließt man nicht
ins Erdenstüpfchen ein.
Komm, schau der Jungfraun Kind,
so siehst du in der Wiegen
den Himmel und die Erd
und hundert Welten liegen.
Franziska Stoecklin
Unendlich Blau.
Geweihte Nacht.
Und immer fällt der Schnee
in zarten Sternen.
Deckt die weite Erde sacht.
Heilige Nacht …
durchglüht vom Leidensblut
des lieben Herrn.
Wir pilgern noch im Dunkel.
Doch wir sehen seinen Stern.
Otto Julius Bierbaum
Die heiligen drei Könige stehn vorm Haus,
Maria guckt zum Fenster heraus.
“Ihr heiligen drei Könige, kommt nur herein,
es wird schon für euch noch ein Plätzel sein.”
Sie gingen gebückt in den kleinen Stall
und fielen auf ihre Knie all.
“Wir sind drei Könige, kommen weit her,
du aber, o Christkind, bist viel mehr.
Hast gar keine Krone, hast gar keine Zier,
hast aber ein königlich Herz in dir.
Das wirft den allerhellsten Schein
und wird die Krone der Menschheit sein.”
Die Könige gingen. Maria sann
und sah aus Tränen ihr Kindel an.
Ada Christen
Hörst auch du die leisen Stimmen
aus den bunten Kerzlein dringen?
Die vergeßenen Gebete
aus den Tannenzweiglein singen?
Hörst auch du das schüchternfrohe,
helle Kinderlachen klingen?
Schaust auch du den stillen Engel
mit den reinen, weißen Schwingen?...
Schaust auch du dich selber wieder
fern und fremd nur wie im Traume?
Grüßt auch dich mit Märchenaugen
deine Kindheit aus dem Baume?...
Martin Luther
Vom Himmel hoch, da komm ich her.
Ich bring euch gute neue Mär,
Der guten Mär bring ich so viel,
Davon ich singen und sagen will:
Euch ist ein Kindlein heut geborn
Von einer Jungfrau auserkorn,
Ein Kindelein, so zart und fein,
Das soll eur Freud und Wonne sein.
Es ist der Herr Christ, unser Gott,
Der will euch führn aus aller Not,
Er will eur Heiland selber sein,
Von allen Sünden machen rein.
Er bringt euch alle Seligkeit,
Die Gott der Vater hat bereit,
Daß ihr mit uns im Himmelreich
Sollt leben nun und ewiglich.
So merket nun das Zeichen recht:
Die Krippe, Windelein so schlecht,
Da findet ihr das Kind gelegt,
Das alle Welt erhält und trägt.
Des laßt uns alle frölich sein
Und mit den Hirten gehn hinein,
Zu sehn, was Gott uns hat beschert,
Mit seinem lieben Sohn verehrt.
Merk auf, mein Herz, und sieh dorthin!
Was liegt dort in dem Krippelein?
Wes ist das schöne Kindelin?
Es ist das liebe Jesulin.
Sei mir willkomm du edler Gast!
Den Sünder nicht verschmähet hast
Und kömmst ins Elend her zu mir,
Wie soll ich immer danken dir?
Ach, Herr, du Schöpfer aller Ding,
Wie bist du worden so gering,
Daß du da liegst auf dürrem Gras,
Davon ein Rind und Esel aß!
Und wär die Welt vielmal so weit,
Von Edelstein und Gold bereit,
So wär sie doch dir viel zu klein,
Zu sein ein enges Wiegelein.
Der Sammet und die Seide dein,
Das ist grob Heu und Windelein,
Darauf du König groß und reich
Herprangst, als wärs dein Himmelreich.
Das hat also gefallen dir,
Die Wahrheit anzuzeigen mir:
Wie aller Welt Macht, Ehr und Gut
Vor dir nichts gilt, nichts hilft noch tut.
Ach, mein herzliebes Jesulein,
Mach dir ein rein, sanft Bettelein,
Zu ruhen in meins Herzens Schrein,
Das ich nimmer vergesse dein.
Davon ich allzeit fröhlich sei,
Zu springen, singen immer frei
Das rechte Susaninne schon,
Mit Herzenslust den süßen Ton.
Lob, Ehr sei Gott im höchsten Thron,
Der uns schenkt seinen einzigen Sohn.
Des freuen sich der Engel Schar
Und singen uns solchs neues Jahr.
Hermann Hesse
In Weihnachtszeiten reis’ ich gern
und bin dem Kinderjubel fern
und geh’ in Wald und Schnee allein.
Und manchmal, doch nicht jedes Jahr,
trifft meine gute Stunde ein,
dass ich von allem, was da war,
auf einen Augenblick gesunde
und irgendwo im Wald für eine Stunde
der Kindheit Duft erfühle tief im Sinn
und wieder Knabe bin…
Heinrich Heine
Die heiligen Drei Könige aus dem Morgenland,
sie frugen in jedem Städtchen:
“Wo geht der Weg nach Bethlehem,
ihr lieben Buben und Mädchen?”
Die Jungen und Alten, sie wussten es nicht,
die Könige zogen weiter,
sie folgten einem goldenen Stern,
der leuchtete lieblich und heiter.
Der Stern bleibt stehn über Josefs Haus,
da sind sie hineingegangen;
das Öchslein brüllt, das Kindlein schrie,
die heiligen Drei Könige sangen.
Weihnachtsgedichte ... "Die meisten von uns sind mit Weihnachtsgedichten groß geworden. Egal ob zuhause, im Kindergarten oder in der Grundschule – in der Adventszeit ist es eine schöne Tradition mit Kindern Gedichte zu lesen. Viele von uns haben wohl auch ein paar der Gedichte in der Kindheit und frühen Jugend auswendig gelernt. Vorgetragen wurden sie dann in der Klassengemeinschaft, an den Weihnachtsfeiertagen oder vielleicht sogar im Gottesdienst in der Kirche. Weihnachten und Gedichte gehören einfach zusammen und wenn wir die Gedichte unserer Kindheit hören, werden viele von uns ganz nostalgisch. Neben den traditionellen Weihnachtsgedichten gibt es jedoch auch einige moderne Verse. Einen bunten Misch aus allen Jahrhunderten finden Sie auf dieser Seite. Weihnachtliche Gefühle sind beim Lesen vorprogrammiert – und wenn sie diese teilen wollen, schicken Sie doch einfach Ihr Lieblingsgedicht per Post oder auf elektronischen Weg an ihre Liebsten. Über Weihnachtsgedichte freut sich schließlich jeder."
August Wilhelm Schlegel
Aus fernen Landen kommen wir gezogen;
nach Weisheit strebten wir seit langen Jahren,
doch wandern wir in unsern Silberhaaren.
Ein schöner Stern ist vor uns hergeflogen.
Nun steht er winkend still am Himmelsbogen:
den Fürsten Juda’s muss dies Haus bewahren.
Was hast du, kleines Bethlehem, erfahren?
Dir ist der Herr vor allen hochgewogen.
Holdselig Kind, lass auf den Knie’n dich grüßen!
Womit die Sonne unsre Heimat segnet,
das bringen wir, obschon geringe Gaben.
Gold, Weihrauch, Myrrhen, liegen dir zu Füßen;
die Weisheit ist uns sichtbarlich begegnet,
willst du uns nur mit einem Blicke laben.
Albert Sergel
Heimliche Zeit,
wenn es draußen friert und schneit
und der Christ ist nicht mehr weit!
Wie’s tuschelt in den entferntesten Ecken,
kichert und lacht!
Überall Bepacktsein, Verstecken;
Hoffen und Wünschen webt feiernd durchs Zimmer:
ein Heinzelmannwirken im Lampenschimmer.
Mich deucht, ich sah einen güldenenen Schein:
Guckt da nicht Sankt Niklas zum Fenster herein?
Glocken erklingen in weiter Ferne.
Bratapfelduft aus dem Ofen quoll.
Am nachtklaren Himmel schimmern die Sterne
verheißungsvoll.
Und schauen das Treiben und freuen sich mit
bei der eilenden Menschen frohklingendem Schritt.
Friedvolles Hasten weit und breit:
Weihnachten ist nahe! O heimlich Zeit!
Peter Cornelius
Wie schön geschmückt der festliche Raum!
Die Lichter funkeln am Weihnachtsbaum!
O fröhliche Zeit! O seliger Traum!
Die Mutter sitzt in der Kinder Kreis;
nun schweiget alles auf ihr Geheiß:
sie singet des Christkinds Lob und Preis.
Und rings, vom Weihnachtsbaum erhellt,
ist schön in Bildern aufgestellt
des heiligen Buches Palmenwelt.
Die Kinder schauen der Bilder Pracht,
und haben wohl des Singens acht,
das tönt so süß in der Weihenacht!
O glücklicher Kreis im festlichen Raum!
O goldne Lichter am Weihnachtsbaum!
O fröhliche Zeit! O seliger Traum!
Matthias Claudius
Er, der Herr der Herrlichkeit,
kleidet sich in Niedrigkeit,
unser Heiland will er sein,
und von Sünde uns befrei’n.
Josef Albert Stöckl
Im Advent, da fliegen Engel
sie fliegen hin und her,
sie sammeln Christkindbriefe
und Wunschzettel noch mehr.
So kommt so mancher Engel
vom Himmel dürr daher,
fliegt mit Briefen vollgeplustert
zurück wie’n fetter Teddybär.
Nur schad’, wenn mancher Engel
so’n Christkindbrief verliert,
weil’s drin im Engelskleide
den Wünschen zu eng wird.
Solcher Wunschbrief flattert
zurück auf unsere Welt,
und’s Christkind ist verdattert
weil’s keinen Wunsch erhält.
So schweben dann vom Himmel
Wunschbriefe von oben her,
es ist gar ein Gewimmel
als ob es Schneefall wär’.
Auch’s Christkind sieht die Briefe
die fallen erdenwärt’s,
doch’s Christkind liest auch Wünsche
aus jedem Kinderherz!
Gustav Falke
Zeit der Weihnacht, immer wieder
rührst du an mein altes Herz,
führst es fromm zurück
in sein früh’stes Glück,
kinderheimatwärts.
Sterne leuchten über Städte,
über Dörfer rings im Land.
Heilig still und weiß
liegt die Welt im Kreis
unter Gottes Hand.
Kinder singen vor den Türen:
“Stille Nacht, heilige Nacht!”
Durch die Scheiben bricht
hell ein Strom von Licht,
aller Glanz erwacht.
Und von Turm zu Turm ein Grüßen,
und von Herz zu Herz ein Sinn,
und die Liebe hält
aller Welt
ihre beiden Hände hin.
Friedrich von Logau
Kümmt vom Weinen, kümmt vom Weihen, kümmt vom Wein Weinachten her?
So wie jeder ihm sie brauchte, kamen sie ihm ohn Gefehr.
Weil der Welt-Erlöser drinnen in die Welt ist kummen ein,
Sollten sie Frei-nachten heißen, sollten sie Freu-nachten sein.