Sprüche zum Nachdenken
Sprüche zum Nachdenken existieren schon seit geraumer Zeit. Sie stehen im Zeichen von Kultur, Tradition, des menschlich sozialen Miteinanders, der Hoffnung, der Liebe, des Leidens und weisen häufig nicht nur einen kunstvoll literarisch-dichterischen, sondern auch einen philosophisch angehauchten Charakter auf. Ihre heute noch ungetrübte Relevanz bestätigt sich durch den Erhalt und das Überdauern alter Sinnsprüche sowie durch die Entstehung neuer prägnanter Kurztexte und deren stete Weiterentwicklung. Der Ursprung von Sinn- und Denksprüchen ist in der Philosophie anzusiedeln. Daraus entwickelte sich eine beachtliche Sammlung von Werken berühmter Denker und Dichter bis hin zu volkstümlichen Redewendungen und modern interpretierten Lebensweisheiten. Die Kategorie der Sprüche zum Nachdenken wächst stetig durch neue Sinn- und Denksprüche mit unterschiedlicher Thematisierung. Doch bilden die Basis immer die Gnomendichtungen aus der Antike. Alte Sinn- und Denksprüche stehen in Relevanz und Beliebtheit modernen Interpretationen und Neugestaltungen in nichts nach.
Definition von Sprüchen zum Nachdenken
Als Sprüche zum Nachdenken können alle bekannten Spruchweisheiten, Lebensweisheiten, Denksprüche, Redewendungen und alte Werke wie Gnomen, Maxime, Aphorismen, geflügelte Worte oder Sentenzen bezeichnet werden. Einige der literaturwissenschaftlichen Bezeichnungen gelten im allgemeinen nur für Sinn- und Denksprüche aus früheren Zeiten, also der Antike, während moderne Sprüche zum Nachdenken in der Regel nicht mehr klar definiert werden. Dies liegt auch der Tatsache zugrunde, dass eine klare Abgrenzung zwischen vielen literaturwissenschaftlichen Bezeichnungen nicht immer möglich ist und die Grenzen daher häufig fließend sind.
Kategorisierung von Sprüchen zum Nachdenken
Gnomen
Als Gnomen werden kurze und einprägsame Sinnsprüche, deren Ursprung in der antiken Spruchdichtung liegen, bezeichnet. Sie beschreiben Lebensweisheiten, Lebensgrundsätze und treffende Aussagen zu bestimmten Themen in überwiegend metrischer Form. Gnomendichtungen finden sich bei allen altertümlichen Volksgruppen, ihre Blütezeit erlebte die antike Spruchdichtung jedoch seit Beginn des 6. Jahrhunderts v. Chr. in Griechenland. Auch Textteile aus religiösen Schriften fanden als geflügelte Worte ihren Weg zu großen Sammlungen von Sinnsprüchen.
Zu den relevanten Gnomologien zählen die Gnomen des Theognis von Megara, die Gnomen des Phokylides von Milet und die „Goldenen Sprüche“ des Solon.
Geflügelte Worte, Aphorismen und Sentenzen
Geflügelte Worte sind Redewendungen, die im allgemeinen Sprachgebrauch verwendet werden und aus einem Zitat entstanden sind.
Ein Aphorismus kann aus einem oder mehreren Sätzen selbständig bestehen.
Er bezeichnet häufig eine Erkenntnis auf rhethorisch-dichterischem Wege als einen knappen Sinnspruch wie eine Sentenz oder Maxime, ein persönliches Lebensmotto.
Die Sentenz ist ein Sinnspruch, der Erkenntnisse oder Erlebnisse in einem Satz zusammenfasst und dem Sachverhalt eine allgemeingültige Bedeutung zuspricht.
Sinnspruch
Sinnsprüche bezeichnen in den meisten Fällen bestimmte Lebensweisheiten oder Verhaltensregeln, welche sich auf den Sinn des Daseins sowie auf explizit formulierte Lebenssituationen beziehen und häufig unterstützende Ratschläge enthalten. Ein beachtlicher Teil der Sinnsprüche entspringt Bibelschriften oder bekannten Dichtungen. Sinnsprüche sind somit oftmals auch geflügelte Worte. Alltagskulturell haben diese Sprüche zum Nachdenken eine besondere Relevanz, sie sind als Wandschmuck, auf Tassen, Kissenbezügen, Vivatbändern oder Kalendern allgegenwärtig. Sinnsprüche mit einem religiösen Bezug finden sich im kirchlichen Alltag sowie um das rituelle Totengedenken.
Aus der Darstellung und Präsentation von Sinnsprüchen auf Gebrauchsgegenständen und Dekorationsartikeln entstanden ist schließlich eine Spruchkultur auf Papier in Form von Postkarten und Postern, welche sich bis heute hin zu Sprüchen zum Nachdenken entwickelt hat, die auf digitalem Weg häufig über soziale Medien verbreitet werden.
Die Geschichte und Entwicklung von Sinnsprüchen
Ursprüngliche Sinnsprüche wie Gnomen, und somit auch neuzeitliche Sprüche zum Nachdenken wie Redewendungen oder Lebensweisheiten, sind auf die Philosophie zurückzuführen.
Als erster Philosoph des Abendlandes gilt Thales von Milet. Sein Gedankengut ist allerdings nicht in schriftlicher Form vorhanden, doch findet sich eine Relevanz seiner Theorien in Werken von Aristoteles. Diesbezügliches ist auch durch bekannte Philosophiehistoriker belegt.
Bereits griechische Dichter wie Hesiod und Homer verfassten in ihren Werken eine Reihe von Denksprüchen und auch eine große Anzahl antiker Philosophen beschäftigte sich mit dieser Thematik. Neben Werken von Solon, Theognis und Phokylides zählen auch die Schriften des Pythagoras von Samos zu den bedeutsamsten der Gnomendichtung. Pythagoras Akusmata bezeichnet jedoch mündlich weitergegebene Lebensweisheiten sowie Sinnsprüche und nicht das geschriebene Wort. Der Begriff „Akusmata“ geht möglicherweise auf den Philosophen Aristoteles zurück.
Im Mittelalter und in der Neuzeit führten Werke wie Freidanks „Bescheidenheit“, die Priameldichtung und Stefan Georges „Stern des Bundes“ die Entwicklung und Neugestaltung der Gnomendichtung fort. Auch einer der bedeutsamsten deutschen Lyriker, Friedrich Schiller, verfasste neben literarisch kulturell höchst relevanten Dramen und Balladen auch einige mehr oder weniger bekannte Gnomen.
Ursprung und Bedeutung von Sprüchen zum Nachdenken
Wörtlich übersetzt bedeutet Philosophie „Liebe zur Weisheit“. Sinn und Zweck der Philosophie ist es, das menschliche Dasein und die Existenz allen Daseins deuten zu können. Abzugrenzen ist die westliche Philosophie, welche im 6. Jahrhundert v. Chr. im antiken Griechenland entstand, von der afrikanischen und der östlichen, der jüdischen und der islamischen Philosophie. In der antiken westlichen Philosophie standen wissenschaftlich systematische Denkweisen im Vordergrund. Zu ihren Bereichen zählt die Logik, die Ethik, die Wissenschaftstheorie und die Erkenntnistheorie.
Philosophieren bedeutet im engeren Sinne sich selbst, das eigene Handeln und auch das Handeln Anderer sowie mögliche Beweggründe für bestimmte Handlungen kritisch zu hinterfragen. Doch liefert die Philosophie nicht nur skeptisch orientierte Analysen, sie beschäftigt sich auch mit der Rekonstruktion bestehender Wissenssysteme und der Weiterentwicklung von Denkweisen.
Die frühe Gnomendichtung war also Ausdruck ihrer eigenen Zeit, gewonnene Erkenntnisse erhielten durch das Verfassen von kurzen Sinnsprüchen eine Gestalt, die Bestand hatte und weitergegeben werden konnte.
Diese antiken Sinnsprüche haben sich zu einem großen Teil bis in die heutige Zeit durchgesetzt.
Durch ihre Prägnanz, ihre Echtheit und leichte Verständlichkeit sind sie einprägsam und können häufig auf viele Bereiche des Lebens angewandt werden.
Auch die neueren Sprüche zum Nachdenken dienen, in Form von Denksprüchen, als Hilfestellung in schwierigen Lebenslagen, als Hoffnungsschimmer in scheinbar ausweglosen Situationen und nicht zuletzt als Orientierungsmöglichkeit im allgemeinen Sinne.
Bekannte Philosophen und Dichter
Doch nicht nur in der westlichen Literatur finden sich kurze, prägnante Sinnsprüche aus allen Bereichen des Lebens sowie aus den Bereichen verschiedener Kulturen und Religionsgruppierungen. Auch die östliche Philosophie hat bis heute in der Kategorie der Lebensweisheiten, Redewendungen oder Denksprüche eine Daseinsberechtigung.
Der chinesische Philosoph Konfuzius zählt zu den bekanntesten Verfassern dieser Textart aus dem asiatischen Raum. Zu den antiken, mittelalterlichen und neuzeitlichen Philosophen sowie Dichtern der westlichen Welt, die bedeutende Gnomen und Sinnsprüche verfassten, gehören auch Aristoteles, Heraklit, Sokrates, Voltaire, Jean-Paul Sartre, Ludwig Wittgenstein, Friedrich Nietzsche, Theodor Storm, Ludwig Feuerbach und Wilhelm Tell.
Sinn- und Denksprüche in der Gegenwart
Neue, modern gestaltete Sinnsprüche sind ähnlich wie die antiken Gnomen durch besondere Merkmale zu erkennen. Sie sind immer kurz und besonders einprägsam, bringen einen bestimmten Sachverhalt direkt und ohne Umwege auf den Punkt und geben ein sehr deutliches, leicht verständliches Statement. Der Inhalt kann variieren, es existieren Sprüche zum Nachdenken, welche auf verschiedene Bereiche des Lebens passend wirken, andere Dichtungen beziehen sich auf ganz bestimmte Sachverhalte. Zu den bevorzugten Themen für Sinnsprüche gehören allgemeine Lebensweisheiten, Sprüche über das soziale Miteinander, über die Liebe, den Tod, Geld, Arbeit, Glaube, die Hoffnung und besondere Verhaltensregeln in verschiedenen Lebenslagen.
Klassisch orientierte Sprüche zum Nachdenken haben oftmals ein bestimmtes, besonders einschneidendes Lebensereignis wie die Geburt, eine Hochzeit oder den Tod als Thema. Andere Sprüche zum Nachdenken wie Denksprüche, die den Sinn des Lebens thematisieren (Der Weg ist das Ziel) oder sich mit Verhaltensregeln des sozialen Miteinanders beschäftigen (Was du nicht willst, dass man dir tu´, das füge auch keinem anderen zu), sind allgemeingültiger. Sprüche über Hoffnung werden am häufigsten als Motivationshilfen in schweren Lebenskrisen oder bei schweren Erkrankungen verwendet. Und obwohl mittlerweile eine große Anzahl an modernen Sprüchen zum Nachdenken existiert, haben auch die antiken Gnomen in der Gegenwart eine deutlich spürbare Relevanz. Die Kategorie der Sprüche zum Nachdenken wird daher durch neue entstehende, moderne Sinnsprüche erweitert, die alten antiken Gnomendichtungen werden keinesfalls durch Gedankengut der Gegenwart abgelöst.
Verwendung und Verbreitung von Sinnsprüchen
Für nahezu jede Lebenslage existieren antike oder moderne Sinnsprüche. Die kurzen Texte können darum nicht nur als allgemeines, plakatives Lebensmotto verwendet werden. Sprüche zum Nachdenken sind häufig auch Motivationshilfen in schwierigen Lebenslagen. Sie können verwendet werden, um die eigene Moral zu stärken, oder, um andere Menschen psychisch aufzubauen. Dass solche einfachen, kurzen Textzeilen eine tatsächlich sichtbare Wirkung entfalten können, liegt vor allem daran, dass Sinnsprüche eine Kernwahrheit, eine Erkenntnis oder eine besondere Regel kurz, knapp und allgemein verständlich darstellen. Während in früheren Zeiten, besonders vor 1900, Sinnsprüche in Form von Wandgestaltungen, Geschirr und Textilien verbreitet wurden, später auch im Grußkartenformat, ist seit 2010 insbesondere bei jüngeren Generationen eine Verbreitung von Lebensweisheiten und Redewendungen, geflügelten Worten und anderen Sprüchen zum Nachdenken durch soziale Medien erkennbar. Auf diversen Plattformen kann so digital dargestellt werden, was die jeweiligen Personen gerade beschäftigt. Außerdem wird mittlerweile auch auf diesem Wege Meinungen zu bestimmten Themen Ausdruck verliehen. Auch hierbei lässt sich deutlich erkennen, dass in hitzigen, komplizierten Diskussionen ein kurzer, prägnanter Spruch mehr Aufmerksamkeit erhält, als breit und lang ausgeführte Textinhalte. Frei nach dem Motto „Weniger ist manchmal mehr“ kann eine kurzer, prägnanter Spruch zum Nachdenken Kraft verleihen, Hoffnung geben, besänftigen oder aufbauen.
Als dauerhafte Motivationshilfe, also in Form einer „goldenen“ Lebensregel oder als stetige Unterstützung im alltäglichen Dasein, finden Sprüche zum Nachdenken gut sichtbar auf Papier an Wänden Zuhause oder auch auf der Arbeitsstelle Platz. Sie können als persönliches Statement auf Plattformen sozialer Medien fungieren, auf digitalem Wege anderen Menschen geschickt werden oder in Form von Grußkarten den Weg zu anderen Personen finden. Mittel und Wege, Sprüche zum Nachdenken zu verbreiten, sind in der heutigen Zeit besonders vielseitig. Gerne werden prägnante Sinnsprüche auch in Zusammenhang mit stilistisch passendem Bildmaterial dargestellt und verbreitet.
Ob nun für die jeweilige Lebenslage eine antike Gnomendichtung, ein geflügeltes Wort oder moderne Sinnsprüche passend sind, wichtig sind hierbei immer die Prägnanz, die Einfachheit und die deutlich erkennbare Kernwahrheit. Wenn man das berücksichtigt findet man schnell einen geeigneten Spruch zum Nachdenken.