Geburtstagsgrüße - eine "moderne" Erfindung
„Liebe Grüße zum Geburtstag“, diesen Satz gibt es noch gar nicht so lange, wie man unmittelbar annehmen möchte. Sogar Geburtstagsfeiern sind noch recht neu und wurden erst im 19. Jahrhundert zur Tradition. Die meisten Leute kannten früher ihren Geburtstag nicht einmal, man wusste gerademal in welchem Jahr und zu welcher Jahreszeit man geboren war. Das war es dann auch schon!
Geburtstage spielten weder in der biblischen Zeit, noch in der Antike eine größere Rolle. Die einzigen, die Geburtstag feierten, waren die Pharaonen und die römischen Kaiser, wobei es dann aber hauptsächlich um den ausufernden Personenkult ging. Der Geburtstag war ein Tag, an dem sich der Herrscher gekonnt in den Mittelpunkt rücken und bejubeln lassen konnte. Ob das Datum dann auch wirklich stimmte, sei dahin gestellt. Überprüfen konnten es sowieso nur wenige Schriftgelehrte und die engste Familie.
Im frühen Christentum wurde der Geburtstag deshalb als heidnischer und von den Römern überlieferter Brauch abgelehnt. Eine große Ausnahme war Weihnachten, der Geburtstag von Jesus Christus, der von Anfang an einer der wichtigsten Festtage im Kirchenjahr war. Erst als im Laufe der Jahrhunderte eine regelrechte Namensliste mit Märtyrern entstand, begann man – angelehnt an den Todes- oder Geburtstag des Märtyrers – ein privates jährliches Fest im Kreise seiner Lieben zu feiern. Dabei feierte man, dass man den gleichen Namen wie der Märtyrer trug und teilte den Festtag mit allen anderen Gläubigen des gleichen Namens. Richtig im Mittelpunkt, so wie man es heute bei Geburtstagsfeiern kennt, stand man bei diesem Fest nicht. Der Namenstag ist in einigen katholischen oder orthodoxen Regionen bis heute wichtiger, als der Geburtstag. Auch in Schweden spielen Namenstage heute noch eine wichtige Rolle.
Ab dem Mittelalter feierten schließlich die Kurfürsten und Könige ihre Geburtstage, aber ein Fest für Jedermann wurde es erst nach der Französischen Revolution. In den Jahren nach der Revolution begann man in ganz Europa die Namen und Daten von allen Bürgern in Kirchenbüchern oder Namenslisten in dem Rathaus festzuhalten. Auch die einfachsten Tagelöhner und die Kinder von Bettlern wurden nun aufgeführt. Plötzlich wusste jeder, wann er Geburtstag hatte. Im Namen der Gleichstellung zwischen Adel und allen anderen Menschen, feierten von nun an alle Jahre wieder ihren Geburtstag.
Einige christliche Kirchen wie die Zeugen Jehovas lehnen den Geburtstag jedoch bis heute ab. Auch im Islam gibt es keine Tradition für Geburtstagsfeiern. Strengen Moslem sollte man nicht einmal zum Geburtstag gratulieren. Sie haben das Problem, dass sie nicht wissen, wie sie antworten sollen, wenn sie sich genau an den Koran halten wollen. Weniger gläubige Moslems feiern jedoch inzwischen genauso gerne, wie alle anderen.
Die ersten Geburtstagsgrüße
Als man im 19. Jahrhundert endlich anfing, den Geburtstag zu feiern, wurde es sehr schnell üblich, einen Gruß zu schreiben. Beim Adel und bei wohlhabenden Bürgertum kamen Nachbarn, Freunde und Verwandte vorbei und lieferten eine kleine Karte mit einem Gruß ab, der dem Geburtstagskind auf einem kleinen silbernen Teller zusammen mit einem Strauß Blumen im Salon überreicht wurde. Vielleicht hatte das Geburtstagskind Zeit und Lust und nahm den Grüßenden in Empfang. Überhaupt stammt unsere Tradition, jemanden den wir sehen, eine Karte zu überreichen – obwohl wir das Geschriebene ja auch einfach sagen könnten – aus jener Zeit, als es noch kein Telefon gab und man ausschließlich unangemeldet zu Besuch kommen konnte. In feineren Kreisen zeigte dann ein Kärtchen, wer in der Empfangshalle stand und darauf wartete, eventuell vortreten zu dürfen. Auf dem armen Land und später in den verarmten Arbeitervierteln der wachsenden Industriestädte waren solche Maßnahmen nicht nötig. Jeder sah sofort, wer in der Tür stand. Aber es war schon immer en vogue, das Leben der reichen Leute etwas nachzumachen. Ein Kärtchen war schnell geschrieben oder gezeichnet, blieb für die Ewigkeit und brachte mit einem kleinen Blumenstrauß Freude ins Haus.
Geburtstagsgrüße damals heute
Die ersten Geburtstagsgrüße waren nur handgeschriebene Kärtchen. Später zeichneten Kinder Blumen auf die Vorderseite der Kärtchen, wenn ein Elternteil Geburtstag hatte. Auf einigen älteren Gemälden aus dem 19. Jahrhundert sind Szenen aus dem Bürgertum festgehalten, auf denen man sieht, wie die brave kleine Tochter ihrer Mutter eine Zeichnung und Blumen überreicht.
Heute gibt es eine unendliche Auswahl an vorgefertigten Geburtstagsgrüßen. Die Auswahl kann sehr schwierig sein und verlangt auf jeden Fall Fingerspitzengefühl. Nicht jeder findet einen Satz wie „warst du traurig, als die Dinosaurier starben?“ wirklich lustig, und manch einer fühlt sich auf den Schlips getreten, wenn von Wein, Weib und Gesang die Rede ist und fragt sich, ob er einen schlechteren Ruf hat, als er glaubt. Auch ältere Geburtstagskinder müssen nicht unbedingt von goldenen oder silbernen Zahlen im Blütenkranz begeistert sein. Nur weil man 70 wird, muss man nicht unbedingt Fan altehrwürdiger und manchmal doch recht langweiliger Eleganz sein. Jeder Mensch hat seinen eigenen Geschmack, und bei der Auswahl der Karte und des Grußes kann man deutlich zeigen, wie nahe einem das Geburtstagskind steht und wie gut man es kennt.
Besonderes Feingefühl braucht man, wenn ein Geschäftspartner, ein Kollege oder der Chef seinen Ehrentag feiert. Der Gruß soll persönlich, aber doch nicht allzu privat werden. Es gibt unsichtbare Grenzen, die man auf keinen Fall überschreiten sollte. In solchen Situationen ist es am besten, wenn man sich mit anderen zusammentut und eine Grußkarte gemeinsam wählt. Am besten und am sichersten sind da immer noch neutrale, aber edle, Blumenkarten mit dem schlichten Satz „Alles Gute zum Geburtstag“.
Schön einfach tut man sich da mit Kindern. Sie lieben bunte Farben, bunte Zahlen und lustige Zeichnungen. Bei der Auswahl einer Kinderkarte mit einem passenden Spruch hat kaum jemand Probleme. Wenn die Kinder noch nicht lesen können, kann es sinnvoll sein, selbst einen Spruch zu erfinden und ihn aufzuzeichnen. Fünf Kerzen, eine Torte, ein Herz und fünf Ballons sagen dem Kind alles, was man ihm an diesem Tag sagen möchte.
Selbst geschriebene Geburtstagsgrüße
Es wird überhaupt immer sehr persönlich, wenn man dem Geburtstagskind Grüße selbst mit der Hand schreibt und die Karte vielleicht auch noch selbst mithilfe eines Farbdruckers oder farbigem Karton bastelt. Auch gutes und schweres Schreib- und Büttenpapier eignet sich für handgeschriebene Geburtstagsgrüße.
Bevor man seine Grüße formuliert, muss man sich überlegen, was an diesem Tag passiert und welche Dinge dem Geburtstagskind wirklich wichtig sind. Geburtstagsgrüße sind immer mit Wünschen für den Tag oder vielleicht auch für das kommende Jahr verbunden. Man kann alles wünschen, was für das Geburtstagskind wichtig sein kann. Große Reisen, Erfolg im Beruf, Gesundheit, Kraft und Ausdauer, schöne Momente, viel Liebe, viel Glück und Spaß und auch viel Humor. Aufpassen sollte man, wenn das Geburtstagskind gerade in einer Krise steckt. Jemanden viel Liebe zu wünschen, der gerade an Liebeskummer leidet, ist vielleicht nicht ganz perfekt. Auch wenn jemand gerade arbeitslos geworden ist, sollte man vielleicht nicht „Erfolg im Beruf“ wünschen. Besser sind dann allgemeine Formulierungen wie „dass deine Wünsche in Erfüllung gehen“ oder „dass dir das neue Jahr viele neue Möglichkeiten bietet“. Unverfänglich sind dagegen Wünsche für den Geburtstag selbst. „Viel Spaß beim Öffnen der Geschenke“ oder „einen Tag voller Sonnenschein“ kann man jedem Geburtstagskind wünschen, ohne dass man in ein Fettnäpfchen tritt.
Wenn man zur Geburtstagsfeier nicht kommen kann, sollte man die Grußkarte mit einer Entschuldigung abschließen, ohne zu viel über den Grund zu schreiben. Das ist diesem Fall nämlich nicht besonders interessant. „Ich kann leider nicht kommen, weil ich gerade auf einer Weltreise bin“, ist genauso unpassend wie „leider kann ich nicht dabei sein, weil ich an diesem Tag operiert werde“. Geburtstagskinder sollten an ihrem Ehrentag im Mittelpunkt stehen und mit den Belangen und Problemen anderer Menschen nicht behelligt werden. Die Formulierung „schade, dass ich nicht kommen kann“, reicht vollkommen aus. Vielleicht kann man ja noch ein „wir holen das bald nach!“ hinzufügen. Das reicht.
Persönliche und handgeschriebene Geburtstagsgrüße an Kollegen, Geschäftspartnern und Chefs bieten außerdem die eigentlich recht seltene Möglichkeit, sich einmal formlos zu bedanken. Sätze wie „Vielen Dank für Ihre Unterstützung bei meinem Projekt“, oder „vielen Dank für Ihre Kollegialität, auf die wir uns immer verlassen können“, freuen jedes Geburtstagskind.
Die runden Geburtstage
Besonders wichtig sind runden Geburtstage. Dann sendet man auch Grüße an Menschen, die man sonst eigentlich nicht mit Grüßen bedenkt. Aber wenn eine entfernte Tante den 70. feiert oder die Kollegin 50 wird, dann schreibt man einen Gruß, auch wenn man es in den Jahren davor nicht getan hat. Viele hadern an ihren runden Geburtstagen jedoch mit dem Älterwerden. Man sollte deshalb bei der Auswahl der Karte noch vorsichtiger als sonst sein. Lieber einmal eine etwas zu langweilige Karte wählen, als einmal in ein Fettnäpfchen treten. Besonders mit den sogenannten Humorkarten kann man leicht etwas Falsches sagen und beim Geburtstagskind ein Stirnrunzeln auslösen. Eine Frau will an ihrem 50. Geburtstag nicht unbedingt einen Witz über Falten und Wechseljahre lesen, und nicht alle Männer wollen an ihrem 60. Geburtstag Sätze über das bevorstehende Otium lesen. Nur wenn man dem Geburtstagskind wirklich sehr nahe steht und den Humor desjenigen wirklich gut kennt, sollte man eine solche Karte wählen. Stilvolle und edle Karten mit einem neutralen, aber herzlichen Gruß kommen immer noch am besten an und sind vor allem am sichersten!
Wenn jemand 50 oder 60 wird, lohnt es sich oft, die Leistungen und die besonderen Qualitäten des Geburtstagskindes hervorzuheben und sich dafür zu bedanken. „Danke, dass du immer lachen kannst, egal, was passiert“, ist ein lieber Gruß an eine humorvolle Mutter. „Danke, dass du immer für uns da bist“, ist ein schöner Dankessatz an einen Vater. Während man sich an anderen Geburtstagen eigentlich selten bedankt, ist es bei runden durchaus üblich.
70-und 80-jährige freuen sich oft über Grüße, die daran erinnern, dass sie im Herzen jung geblieben sind. Wenn sich der oder die 70-Jährige noch bester Gesundheit erfreut, sollte man die Gelegenheit beim Schopf packen und den Jubilar genau dazu gratulieren. „Jung sind alle, die noch lachen, leben, lieben weitermachen“ ist einer der Sätze, die junggebliebene Jubilare besonders gerne lesen!
Geburtstagsgrüße per Post, per SMS oder ganz anders?
Früher wurden alle Geburtstagsgrüße als Karten mit der Post verschickt oder persönlich überreicht. Heute erreichen viele Grüße den Empfänger elektronisch. SMS, Messanger, Email, WhatsApp, Facebook – die Möglichkeiten der blitzschnellen Grußübermittlung ist heutzutage unendlich. Das hat natürlich den Vorteil, dass wir nicht tagelang vorher daran denken müssen. Es reicht, wenn wir am Geburtstag selbst auf ein paar Tasten drücken. Auch das Internet bietet inzwischen zahlreiche Vorlagen mit bunten Blumen, netten Tierchen, blinkenden Herzen und Torten. Manche Internet-Grußkarten machen gleichzeitig Musik, viele blinken oder zeigen hüpfende Figürchen. Aber selbst der größte Internet-Freak freut sich auch heute noch über eine handgeschriebene Karte, die wie in der guten alten Zeit mit der Post kommt. An Geburtstagen hat die alt-ehrwürdige Post – übrigens genau wie an Weihnachten - ihr großes Comeback!
Aber es gibt noch ganz andere ausgefallene Möglichkeiten, um seine Grüße zu übermitteln. Vor allem, wenn die große Liebe oder ein wichtiges Familienmitglied einen runden Geburtstag feiert, bietet es sich an, nach etwas Außergewöhnlichem zu suchen.
In vielen Radiosendern werden Geburtstagsgrüße in Wunschsendungen vorgelesen und dazu ein Wunsch-Song gespielt. Man kann auch Grüße in der Lokalzeitung als Anzeige drucken. Oder bei einem Studentendienst einen Boten engagieren, der die Grüße vorliest. Auch über Blumendienste kann man mit den Blumen einen persönlichen Gruß auf einer Karte abgeben lassen. Einige besonders einfallsreiche Leute haben sogar öffentliche Plakate drucken lassen, auf denen groß und für jedermann sichtbar der Gruß zu lesen war. Man kann seinen Gruß auch in den Himmel schreiben lassen! Mit Flugzeugen werden dann mit Rauchwolken ein Herz oder einige Buchstaben in den Himmel gemalt. 4u steht dann da zum Beispiel, das SMS-Kürzel von „Für dich“. Ein himmlischer Geburtstagsgruß für alle, die gerne im siebten Himmel schweben!